Psychotherapeutische Praxis Pillen-Dietzel | ||||||||||||||||||||||||||||
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Vereinfacht gesagt kann man unter Persönlichkeit relativ stabile Muster charakteristischer Verhaltens- und Erlebensweisen verstehen, die über Zeit und Situation fortdauern. Die Verhaltensweisen äußern sich insbesondere darin, wie jemand mit anderen Menschen umgeht (Interaktionsmuster) und basieren auf bestimmte Grundannahmen und Einstellung über sich selbst, andere Menschen und die Welt im Allgemeinen. Diese Grundannahmen und Einstellungen bestimmen auch, wie jemand sich selbst und seine Umwelt erlebt. Was ist nun unter einer Persönlichkeitsstörung (Kriterien nach ICD-10) zu verstehen? |
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Die kategoriale Einteilung in „normale Persönlichkeit“ und „Persönlichkeitsstörung“ ist eine künstlich geschaffene Zweiteilung. Zutreffender und damit angemessener ist eine dimensionale Beschreibung der Persönlichkeit, in der „normale Persönlichkeit“ und „Persönlichkeitsstörung“ die beiden extremen Pole der Dimension „Persönlichkeit“ abbilden und zwischen denen es fließende Übergänge gibt. Wenn ich nachfolgend also bestimmte Persönlichkeitsstörungen hinsichtlich ihrer Hauptmerkmale, Grundannahmen und Verhaltensstrategien (nach Beck) beschreibe, ist es hilfreich, sich dieser Problematik bewusst zu sein. Ergänzen möchte ich die Kurzdarstellung der verschiedenen Persönlichkeitsstörungen um den von Fiedler eingeführten Begriff des Persönlichkeitsstils, der hilft, die Besonderheiten einer Persönlichkeit zu beschreiben, ohne dass es sich um eine Persönlichkeitsstörung handelt. Bei der Benennung der jeweiligen Persönlichkeitsstörung werde ich die Einteilungen und Begriffe des DSM-IV (Klassifikationssystem für Psychische Störungen von der American Psychiatric Association) verwenden, da diese in der psychologischen Forschung gebräuchlicher sind. Persönlichkeitsstörungen lassen sich in verschiedene Gruppen einteilen:
Cluster B: dramatisch, emotional, launisch
Cluster C: ängstlich, furchtsam, vermeidend
Beck gibt für die Entwicklung einer Persönlichkeitsstörung folgendes kognitive Erklärungsmodell: Es gibt bestimmte, aus unserer Stammesgeschichte entstandene „Programme“, die einst der natürlichen Anpassung dienten und von hohem Überlebenswert waren (z.B. Raub- oder Konkurrenzstrategien), ebenso wie es bestimmte von Geburt an bestehende Neigungen oder Temperamente gibt. Solche Muster verändern sich im Laufe des Lebens durch Lernerfahrungen, Erziehungseinflüsse usw., können gestärkt oder geschwächt oder neu aufgebaut werden. Durch sehr schnelle Veränderung der Umwelt- und Lebensbedingungen passen viele dieser „Programme“ jedoch nicht mehr in die gegenwärtige Lebensrealität. Wenn neue Erfahrungen überwiegend innerhalb der vorhandenen Muster (schemakonform) interpretiert werden, kommt es kaum zu Veränderungen dieser Muster im Sinne eines konstruktiven Lern- und Anpassungsprozesse. Persönlichkeitsstörungen sind also schlecht angepasste, unflexible Muster, die zu subjektivem Leiden oder zu psychosozialen Beeinträchtigungen führen. Wesentlich für die Therapie ist der Behandlungsauftrag des Patienten. Wenige Patienten begeben sich aufgrund ihrer Persönlichkeitsstörung in psychotherapeutische Behandlung, denn sie erleben das, was andere als Störung bezeichnen, als überwiegend ich-synton (zu sich selbst gehörig, angemessen, notwendig). Jemand mit einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung ist davon überzeugt, dass er auf keinen Fall einen Fehler machen darf und deswegen immer extrem genau arbeiten muss. Anlass für die Therapie sind in erster Linie die Auswirkungen der Persönlichkeitsstörung, wie z.B. Überlastungssymptome, Schwierigkeiten in sozialen Kontakten oder andere psychische Störungen, die gleichzeitig bestehen. Je ich-dystoner (fremder, störender) die Symptomatik ist, desto eher wird in der Therapie symptomorientiert gearbeitet. Dies ist häufig bei Patienten mit einer selbstunsicheren oder Borderline-Persönlichkeitsstörung der Fall. Je ich-syntoner die Symptomatik ist – so z.B. bei der paranoiden oder narzisstischen Persönlichkeitsstörung – desto weniger ist der Patient bereit, direkt daran zu arbeiten. Der Behandlungsfokus ist dann eher interaktionsorientiert. 50-60% der Patienten mit einer Persönlichkeitsstörung leiden zusätzlich unter einer anderen psychischen Störung, wie z.B. Depression, Angststörung, Essstörung, Zwangsstörung oder Suchterkrankung, die ihn veranlassen, zum Therapeuten zu gehen. Häufig ist die Behandlung dieser anderen Störungen durch das Vorliegen einer Persönlichkeitsstörung erschwert. Aufgabe des Therapeuten ist es dann, den Patienten entsprechend aufzuklären und gemeinsam mit ihm ggf. den Behandlungsauftrag auf die Mitbehandlung der zugrunde liegenden Persönlichkeitsstörung auszudehnen.
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