Psychotherapeutische Praxis Pillen-Dietzel | ||||||||||||||||||||||||||||
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Der Begriff Sucht bzw. Abhängigkeit im engeren Sinne wird in Zusammenhang mit Substanzen verwendet, die direkt auf das zentrale Nervensystem wirken und Bewusstsein und Wahrnehmung verändern (psychotrope Substanzen). Eine weitere Definition von Sucht bezieht auch „süchtige Verhaltensweisen“ mit ein, wie z.B. Arbeitssucht, Kaufsucht oder Sexsucht, doch hierauf soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden. Der Übergang zwischen Rausch- und Genussmitteln ist fließend. Im ICD-10 werden folgende Substanzen bzw. Substanzgruppen unterschieden:
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Warum werden diese Substanzen konsumiert? Hier die häufigsten Motive:
Aus diesen Motiven heraus können Gewohnheiten entstehen, die über lange Jahre aufrechterhalten werden. Sowohl die Psyche als auch der Körper stellen sich auf die Zufuhr dieser Substanzen ein, so dass ein Verzicht zu Absetzerscheinungen führt, die von leichtem Unwohlsein oder Unruhe bis hin zu lebensbedrohlichen Entzugssymptomen reichen können. Deswegen sollten Entgiftungen unbedingt unter ärztlicher Kontrolle durchgeführt werden. Die wichtigsten begrifflichen Unterscheidungen hinsichtlich des Konsums psychotroper Substanzen sind zwischen schädlichem Gebrauch, Missbrauch und Abhängigkeit zu treffen. Auch hier gibt es Überschneidungen und fließende Übergänge, was es den Betroffenen schwer macht zu entscheiden, ab wann es sinnvoll und notwendig wäre, das eigene Konsummuster zu verändern. Die meisten stellen sich daher diese Frage häufig erst dann, wenn der Grad der Gewöhnung bereits recht hoch und eine Veränderung mit vielen Anstrengungen verbunden ist. Unter schädlichem Gebrauch wird ein Verhalten verstanden, bei dem Substanzmengen konsumiert werden, die auf Dauer gesehen den Organismus schädigen. Beispielsweise spricht die Weltgesundheitsorganisation in Bezug auf Alkohol von schädlichem Gebrauch bei Überschreiten einer Tagesmenge von 20 g reinem Alkohol bei Frauen (entspricht ungefähr einer Flasche Bier) bzw. 40g bei Männern. Diese Werte sind Durchschnittswerte und daher individuell verschieden. Bei jemandem mit körperlichen Vorschädigungen können sich auch geringere Mengen negativ auswirken und Menschen mit einer günstigen genetischen Ausstattung können auch etwas größeren Mengen ohne körperliche Folgeschäden „verkraften“. Mit Substanzmissbrauch ist im Allgemeinen eine Konsum gemeint, der gegenüber den jeweiligen soziokulturellen Normen überhöht ist bzw. zu unpassender Gelegenheit durchgeführt wird, wenn akute körperliche, seelische oder soziale Folgestörungen vorliegen oder wenn psychoaktiv wirksame Medikamente höher dosiert bzw. häufiger als ärztlich verordnet eingenommen werden. Kennzeichen für eine körperliche Abhängigkeit ist eine erhöhte Toleranz (es sind zunehmend höhere Dosen erforderlich, um die ursprünglich durch niedrigere Dosen erreichte Wirkung hervorzurufen) oder ein körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung bzw. Reduktion des Konsums. Merkmale der psychischen Abhängigkeit sind (1) ein starker Wunsch oder eine Art Zwang, psychotrope Supstanzen zu konsumieren, (2) die Fortsetzung des Konsums trotz körperlicher und/oder (3) psychosozialer Folgeschäden, (4) Vernachlässigung anderer Vergnügungen oder Interessen zugunsten des Substanzkonsums und/oder (5) verminderter Kontrollfähigkeit über Zeitpunkt, Dauer und Menge des Konsums. Nach ICD-10 liegt eine Substanzabhängigkeit vor, wenn drei oder mehr der genannten Kriterien zutreffen. Da Alkohol zu den häufigsten Suchtmitteln gehört und übermäßiger Konsum sowohl zu massiven körperlichen als auch psychosozialen Folgeschäden führt, soll hierauf im Folgenden näher eingegangen werden. In Deutschland betreiben ca. 2,7 Mio. Menschen einen missbräuchlichen Alkoholkonsum und ca. 1,6 Mio. sind alkoholabhängig. Ungefähr ¾ der Betroffenen sind Männer und ¼ Frauen. Mögliche Folgeerkrankungen des Alkoholismus betreffen:
Jellinek beschrieb bereits 1952 vier Phasen auf dem Weg zur Sucht:
Der Krankheitsverlauf variiert individuell. Beispielsweise gibt es zahlreiche Alkoholabhängige, die niemals einen Blackout hatten, nie auf Trinktour waren (insbes. Frauen) oder beständig nur an den Wochenenden exzessiv trinken. Ferner scheinen die Überzeugungen der Betroffenen dabei eine Rolle zu spielen, ob sie nach dem „ersten Glas“ den „unwiderstehlichen Drang verspüren, weiterzutrinken“ oder nicht: wussten sie z.B. nicht, dass sie Alkohol zu sich nahmen, tranken sie nicht mehr von diesem Getränk als sogenannte „gesunde Geselligkeitstrinker“. Studien zeigen, dass manche nach Phasen exzessiven Trinkens längere Phasen leichteren Trinkens durchlebten und sich augenscheinlich von „Normaltrinkern“ nicht unterschieden. Eine Reihe von Alkoholikern konsumiert auch andere Suchtmittel. Der Verlauf variiert auch mit dem Alter des Trinkbeginns (je jünger desto schwerwiegender der Verlauf) und der Komorbidität mit anderen psychischen Störungen. Wesentliche Behandlungsbausteine von Abhängigkeitserkrankungen sind:
Auch nach längerer Abstinenz kann ein Bedürfnis oder Verlangen nach Substanzkonsum („Suchtdruck“) wieder auftreten. Nach Wetterling sind die wichtigsten Variablen hierfür:
Biochemische Erklärungsmodelle basieren a) auf eine Unterstimulation des Belohnungssystems im Gehirn (Defizittheorie) oder b) auf eine verminderte Erregbarkeit bestimmter Neuronenverbände (Subsensitivitätstheorie). Beide Ansätze gehen davon aus, dass das Belohnungssystem durch Zufuhr von Alkohol oder anderen psychotropen Substanzen in Richtung „Normalzustand“ aktiviert werden kann. Veltrup spricht von einem Rückfall im Sinne einer „weiten“ Rezidivdefinition, wenn
Während der ersten Monate nach Behandlungsende ist das Risiko für einen Erstrückfall am größten. Wichtig ist neben der frühestmöglichen Beendigung des Konsums eine zeitnahe Bearbeitung und ein konstruktives Aufgreifen des Rückfallgeschehens:
Die Rückfallbearbeitung kann im Rahmen einer ambulanten Therapie oder in Selbsthilfegruppen stattfinden, möglicherweise ist auch eine erneute Entgiftung und/oder Einleitung bzw. Auffrischung einer stationären Entwöhnungsbehandlung notwendig.
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